Ein Brief von Klaus Nagel
zu den Bildern von Rüdiger Moegelin
Lieber Rüdiger Moegelin!
Es ist allemal eine Anmaßung - selbst wenn man gebeten ist - über eine konkrete Produktion eines anderen zu schreiben.
Das Maß für die Bedeutung dieser Reise kann ja nicht im Vergleich zum Malen anderer oder in Geschichten von anderen liegen.
Einzig und allein liegt das Maß im Prozeß selbst, im Beobachten des Prozesses der Produktion des Rüdiger Moegelin und seiner Wandlung und Veränderung.
Reisen bildet, formt um, verändert, zumal wenn der Weg so weit weg führt wie bisher nie, so sehr in wuchernde, blühende und vernichtende Natur, Wachstum und Verfall, Faszination und Bedrohung.
Dann muß "der Vulkan zu rauchen beginnen".
Man kann diese Reise wie ein Märchen lesen: Rüdiger Moegelin ist eingetaucht, verwünscht und verzaubert, entführt und verloren in ganz neue Tiefen von Gefühlen vorgedrungen - beeindruckt von dem Erlebten.
Und er tritt in eine Wandlung ein, die diejenigen, die sein Werk schon seit langem kennen, deutlich spüren werden, und er läßt die Wandlung - Gott sei Dank zu - im Bilde zu und uns sehen.
Noch zögernd - zugegeben - wird das "Malen vor dem Motiv" verlassen,
wirken nachts noch die dämonischen stolzen, undurchdringlichen und unberechenbaren
Geister nach, die tags in den Menschen begegnet waren.
Hier finden andere Kämpfe statt, als in der behüteten Welt Berlins,
die Konturen und Abgrenzungen werden deutlicher und härter,
die Seelen weniger käuflich und jede viel mehr bei sich selbst.
So gewinnen die Bilder auf dieser Reise an expressiver Kontur und Farbigkeit -
nicht mehr nur freundlich heiter oder gar lieblich.
Schwarz als Farbe erhält einen deutlicheren Stellenwert, abstraktes wird selbständig,
wie in der dämonischen Königin auf der Titelseite, und die Farbigkeit erotischer und mutiger.
Manchmal wird sogar auf einen alten Kistendeckel gemalt oder ein altes verwittertes Brett als Malgrund verwendet.
Verrücktes, Spontanes und Chaotisches will zugelassen sein. Noch ist es stärker in den Eindrücken, im Text,
aber hier und dort bricht sich Auflösung Bahn, die Gefühle werden freier.
Dabei gehen die Motive nicht verloren, beileibe nicht, aber sie treten schon viel stärker in ihrer symbolischen Bedeutung
und viel weniger als konkrete Hinweise auf den geographischen Ort auf.
Dies drückt sich für mich deutlich in den bis ins dämonischexpressive gestalteten Frauenbildern,
der Mächtigkeit der Bäume und vor allem in der wiederholten und variierten Darstellung der Fische aus.
Im Bericht klingt es an - die große Faszination durch die Fische - die sich in mehreren Bildern unterschiedlicher Kraft Ausdruck verschafft.
Zunächst zwei gegeneinander wie im Sternbildsymbol, noch friedlich, aber dann werden es mehr,
ihre hervorquellenden Augen bekommen einen Akzent, ihr Tod wird deutlicher gesehen,
und ihre Zahl wird größer und größer und bunter, und ihre Leiber liegen wild durcheinander.
Sie sind Nahrung, und der sie essen will, muß sie töten, Herr über sie sein.
Die stärkere Nähe zum Tod und der Vergänglichkeit, die an allen Stellen deutlich zu sehen und zu fühlen ist,
und die die Farbigkeit neu hervorhebt, hat diese Reise geprägt. Hier war Rüdiger Moegelin neuen Erfahrungen ausgesetzt,
ist er der "großen Mutter" begegnet in ihren schöpferischen wie vernichtenden Aspekten.
Ich hoffe und wünsche Ihnen noch viele Erlebnisse und Eindrücke dieser Tiefe,
damit über Ihre Bilder Ihre Freunde und Sammler teilhaben an den Wandlungen und Bereicherungen Ihrer Gefühle.
Ihr K. N.
Rüdiger Moegelin
Karibik
Wenn ein Maler eine Reise unternimmt, dann kann es sich nur um eine Malreise handeln.
Neben dem Skizzenheft und dem sonstigen leichten Malergepäck trug ich schwer an einer Tasche mit Ölfarben.
Mein Ziel: die Karibik, die Kleinen Antillen, eine Insel im Wind - Martinique.
Im Winter des Jahres 1988/89 landete ich dort. Bald war ich eingetaucht, verschwunden, ja verlorengegangen.
Eine stille Bucht, an der ein Dorf mit einer Kirche aus der Kolonialzeit liegt, wurde das Zuhause für eine kurze Zeit meines Lebens.
Entrückt der grauen Wirklichkeit Deutschlands - saß ich unter sich im Wind wiegenden
Kokospalmen am Meer und sann über die vor mir liegende Zeit nach.
Die kleinen Abenteuer und vor allem meine Bilder mögen von einer bunten Zeit erzählen, die nur durch die ein wenig plötzliche Abreise begrenzt war.
Es war wie ein Leben, grenzenlos, doch dann schließlich von dem Bewußtsein bestimmt,
Abschied nehmen zu müssen. In dieser Zeit entstanden Worte und Bilder.
Wie das duftende Brot des Bäckers, bei dem ich jeden Morgen mein halbes Brot kaufte.
Wie die farbenprächtigen Fische, die die Fischer jeden Morgen im Netz fanden. Genauso lebte ich,
Geschenke der Erde und des Meeres dankbar anzunehmen. Meine Worte und Bilder sind solche Geschenke,
die ich heimbrachte und im vorliegenden Buchwerk in eine neue Form preßte.
Mit drei Taschen, eine schwerer als die andere, stand ich an der kleinen sich durch den tropischen Wald schlängelnden Straße.
Sie sollte mich in eine Welt bunter Erlebnisse führen.
Doch zu Fuß konnte ich es nicht schaffen. Sicher wird eines der vorbeifahrenden Autos halten und mich mitnehmen, obwohl ich weiße Hautfarbe habe.
Ein völlig verwahrlostes Gefährt, beladen mit grünen Bananenstauden, hielt.
Drei freundliche schwarze Gesichter sahen mich an. Platz war eigentlich nicht mehr, weder auf der Sitzbank für mich,
noch für mein Gepäck zwischen Bananen. Aber irgendwie ging es dann doch.
Das Ziel war ein Dorf am Meer, Anse d'Argent. Ein Haufen kleiner Häuser, eher Wellblechbuden und Holzhütten.
Eine alte Kirche, vor der ich nun stand, ein wenig verlassen.
Scheinbar vom Altar vorbei an den Sitzbänken überquerte der Weg des Auges die Uferstraße zum einzigen Steg hinaus in die Karibische See.
Die Sonne stand hoch und schien ihre Strahlen wie durch ein riesiges Brennglas genau auf mich zu schicken.
So schnell wie möglich schleppte ich mich mit meiner Habe in eine Seitenstraße.
Aus einem Haus, das ich als Kneipe und Restaurant erkannte, hörte ich rauhe Stimmen und kehlige Laute.
Es klang wie ein Streit, bei dem jeder recht hat. Ich trat ein.
Freundliche Augen musterten mich, aber das Geschrei hielt an. Ich hatte schrecklichen Durst und ein wenig Hunger.
Eine große dunkle Frau nahm meine Wünsche mit unbeteiligtem Gesichtsausdruck entgegen.
Plötzlich, als mein Getränk kam, hatten alle Kreolen ebenfalls eine frische Flasche Bier in der Hand und tranken mir zu.
Als ich später erfuhr, daß ich sie eingeladen hatte, war es ansich nicht mehr wichtig, ob ich es wollte oder nicht wollte.
Was ich wollte, war ein Quartier, ein Zuhause für die vor mir liegende Zeit. Einer von ihnen wußte etwas für mich.
Es war ein kleines Haus vor dem Friedhof und nur durch einen Hain, in dem Ziegen meckerten, vom Meer getrennt.
Während der ersten Wochen konnte ich das Haus nicht beziehen, weil es noch anderweitig vermietet war.
Zunächst wohnte ich bei einem der Kreolen, der in Deutschland arbeitet und nun hier im Haus seiner Mutter seinen Urlaub verbrachte.
Gern folgte ich der Einladung, denn es gab keine Pension und schon gar kein Hotel im Ort.
So war ich froh, überhaupt ein Dach überm Kopf zu haben und ein Bett zum Schlafen.
Er meinte, ich solle seiner Mutter nur eine Kleinigkeit für Licht und Wasser geben.
Die muntere alte Dame machte daraus den Preis eines Zwei-Sterne-Hotels.
Nach einigen Tagen konnte ich eine große Wohnung auf der anderen Seite des Dorfes beziehen.
Sie war überladen mit zum Teil sehr privaten Dingen, wie Familienfotos und Plüschkissen.
Die Kommoden und Schränke waren vollgestopft mit bunten Kleidungsstücken, die schon Generationen gedient haben mußten.
Aber sie hatte eine große balkonartige Terrasse, von der ich nun täglich das Dorfgeschehen beobachten konnte.
Doch man beobachtete auch mich.
Besonders auffällig schien zu sein, daß ich statt der üblichen Leuchtstoffröhren eine alte Petroleumlampe in Gang gebracht
hatte und in ihrem gemütlichen Licht die von französischen Vormietern zurückgelassenen Tiefkühlgerichte vertilgte.
So besuchte mich auch Gerard Paspeutetre einige Male. Die anderen nannten ihn einen Spinner.
Ich aber nannte ihn, da er in einer seltsamen Bildersprache redete, vorsichtshalber den Dorf-Philosophen.
Er roch ungewöhnlich stark nach Tabak und Beigemischtem und er hatte blutunterlaufene Augen.
Aber er sollte später noch eine gewisse Rolle in meiner Malerei spielen.
In diesen ersten Wochen kümmerte ich mich um meine Keilrahmen, auf die ich dann die Leinwand aufspannen wollte.
Bis ich einen Holzfachmann gefunden hatte, verging viel Zeit und ich war ziemlich entnervt.
So reiste ich oft in die Insel-Hauptstadt. Da der Bootsverkehr zwischen der Nebenbucht und der
Hauptstadt zu diesem Zeitpunkt gestört war, mußte ich meine Fahrten auf dem Landweg unternehmen.
Eine besondere Einrichtung war für solche Zwecke das Taxi-Kollektiv.
Es beförderte die Inselbewohner zu einem erträglichen Preis von einem Inselort zur Hauptstadt und zurück.
Ganz selten zwängten sich Weiße in die stets gefüllten Personenwagen.
Selten hatte ich bei diesen Fahrten das Glück auf der Fahrerbank zu sitzen, also unmittelbar neben der "Knöpfchen-Steel Band",
deren heißen und sehr lauten Rhythmen der Fahrer sich in bergigen Kurven oder Geradeausstrecken lustvoll hingab.
Unter den Mitfahrenden herrschte ein eher würdevolles Schweigen.
Einmal war es mir nur möglich mitzukommen, in dem ich auf der mittleren Sitzbank, wo bereits drei Frauen,
davon eine außerordentlich gewichtige, schweigend thronten, teilweise zum Fenster hinaushing und ein Bein dem Tiefschlaf überließ.
In der Hauptstadt lernte ich Marie-Ange und Max kennen. Sie halfen mir Meister Pineau zu finden,
der mir Keilrahmen aus schwerem Guyana-Holz schnitt und zusammenklebte.
Ein Glück für mich, denn nun konnte ich bald beginnen.
Dieser lustige ältere Herr war es auch, der mir, als ich wieder einmal in seiner Holzwerkstatt war,
ein gelddurchlässiges Loch in meiner rechten Hosentasche zunähte.
Nun endlich hatte ich Einzug halten können in meinem Haus unter Kokospalmen und Brotfruchtbäumen.
Letztere nannte ich, bevor ich hierher kam, "Affenbrotbäume".
Da ich aber selbst von diesen herrlichen grünen Früchten aß, hielt ich mich an seinen richtigen Namen.
Man schneidet das Fleisch aus der melonengroßen Frucht heraus und gibt es zerkleinert in Salzwasser.
Nach 15 bis 20 Minuten Kochzeit kann man mit der Brotfrucht ein Fisch- oder Fleischgericht wunderbar bereichern.
"Fallobst" gab ich dann meinen Zicklein, die mir die Brotfrucht regelrecht aus den Händen rissen.
Nur Mangoschalen machten sie noch stürmischer.
Natürlich gibt es heute keine Seeräuber mehr in karibischen Gewässern und schon gar nicht mit Augenklappe und Holzbein,
die kleine Inselortschaften überfallen. Auch jene geschützten Buchten, in denen einst Seeräuber ihre Schiffe,
Vorräte und Behausungen hatten, sind längst nicht mehr von ihnen bewohnt.
Doch die stille Bucht von Anse d'Argent muß ganz sicher ein solches Seeräubernest gewesen sein.
Denn, das konnte ich im Laufe der Zeit feststellen, obwohl die Menschen friedlich und überhaupt nicht gewalttätig waren,
hatten doch manche von ihnen gewisse Fähigkeiten, den Fremden das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Heute leben die Einheimischen der Bucht vom Fischfang, es gibt Bäcker, fleißige Schneiderinnen,
andere Handwerker und ein paar kleine Geschäfte, in denen man fast alles kaufen kann.
Ein Kino, in dem es so eng werden kann, daß man sich vorher überlegen sollte, ob man den Film durchsteht.
Ein paar kleine Restaurants und natürlich winzige Bars, in denen der Insel-Rum ausgeschenkt wird.
Vielleicht konnte Claude ein direkter Seeräuber-Nachfahre gewesen sein. Er hatte weiße Hautfarbe, eine lange Nase und einen mehr oder weniger zahnlosen Mund.
Trug er seine schwarze Dreiviertel hose und einen blutroten Blouson, überkam einem schon mal ein Schauer.
Doch auch er war friedfertig. Er führte ein stilvolles kleines Restaurant mit kreolischer Küche und schrie höchstens seine Hunde an.
Erst viel später mußte ich feststellen, daß doch etwas mehr Seeräuberblut in den Adern der Dorfbewohner rollt, als ich zunächst annahm.
Eine, die von sich aus auf diese Verwandtschaft hinwies, war meine Vermieterin Cobra Zebina.
Als mich um Ostern mein Malerfreund Martin Gietz besuchte und im zweiten mir sonst als Abstell-
und Trockenraum dienenden Schlafzimmer nächtigte, schlug Cobra zu. Sie saugte eine "Untermiete" für ihn aus uns heraus.
Offenbar wurden einige der berüchtigten Seeräuber hier zu einfachen Strandräubern.
Karibisch heißt tropisch, heißt auch vulkanisch. Ich sah überall Vulkane.
Werden die Holzhäuser im Herbst nicht vom Zyklon bedroht oder von einer Feuersbrunst heimgesucht, ich meinte, die Vulkane täten das übrige.
Karibisch heißt - da sein.
Nicht nur von Karibik träumen, sondern Winde spüren,
Geräusche aufnehmen, die Strukturen der Bretter und
Wellbleche mit denen des roten, grünen, gelben Pflanzengewirrs verschmelzen seh'n.
Von Karibik träumen heißt an sich - weißer Strand, Palmen und ein Drink mit Rum. Aber das ist dumm. Denn das ist nicht karibisch.
Hähnekrähen, Hundebellen, Fischsirene. Regengüsse, starke Winde, Hitzestaus.
Sanfte Täler, weiße Kühe, klare Quellen. Bananen- und Zuckerrohrplantagen.
Städtchen, Dörfer, braune Menschen und ein ordentliches Durcheinander.
Wenn da ein Vulkan zu rauchen beginnt, ist das kein Wunder. Denn das ist karibisch.
Das Strandleben wurde an den Wochenenden lebhafter, denn dann kamen die Insulaner aus der Hauptstadt in die sonst so stillen Buchten.
Da war das Mädchen am Meer zwischen alten Fischerbooten und Kokospalmen.
Woran mochte es gedacht haben? An heute, gestern oder morgen?
An eine Melodie, die sich in den Sinnen verfing? Oder an graziöses Hinausschwimmen in das warme Meer?
Ob es an den Karneval im nächsten Winter dachte und an eine knallrote Uniform?
Nein, es wird gedacht haben, wann wohl dieser Tag vorüber ist.
Träumen von einer neuen Zeit. Von Tagen ohne diese Gedanken zwischen alten Fischerbooten.
An Tage, an denen alles sein würde, was jetzt allein Gedanken sein konnten.
Ob es dachte: Wird das Bild meine Gedanken verraten? Oder wird es niemand je erfahren?
War es umsonst, so gedankenvoll geschaut zu haben?
Ich wußte nur, das Mädchen am Meer wird wohl nie erfahren, was es dachte.
Eines frühen Morgens waren die Fischernetze voll zahlloser kleiner Fische.
Kaum mißmutig und ohne sichtbare Verärgerung warfen die Männer den Fang wieder zurück ins Meer.
Nur mein Malerherz stockte. Schnell nahm ich mir von jeder Art dieser kleinen Fische ein Exemplar.
Zum Verspeisen, vor allem zum Ausnehmen, waren sie zu klein, aber zum Malen groß genug.
Gewöhnlich fanden sich nach einem guten Fang ganze Trauben von Menschen ein,
um das an Strand gezogene Fischerboot zu umlagern. Das sah ich schon aus einiger Entfernung.
Schnell eine Plastiktüte geholt, eilte ich auch dorthin.
Die besten Fische waren immer schon vergeben. Ich habe nie mitbekommen an wen.
Viele schwarze und braune Hände griffen in die im ganzen Boot herumliegenden zum Teil noch zappelnden Tiere.
Etliche wanderten auf eine blecherne Waage, in da und dort geöffnete Tüten oder in geflochtene Körbe.
Scheine und Silberstücke wechselten die Besitzer. Und ehe ich mich versah, war alles verkauft.
Wäre da nicht Michel gewesen, der mit ernster Miene seinerseits ins Volle gegriffen und meine leere Tüte gefüllt hätte,
ich hätte manches Mal weder einen Fisch zum Malen noch zum Essen gehabt.
Eines Morgens aber gab es ganz besonders farbenprächtige Fische in einem Boot. Von denen hätte ich gern einige erworben.
Ein alter Fischer mußte meinen Blick erhascht haben. Obwohl ich weder Geld noch eine Tüte bei mir hatte, ging ich mit einer handvoll Fische nach Hause.
Der alte Fischer schenkte mir die Fische, die ich mir ausgesucht hatte.
Sie waren vor kaum länger als einer Stunde aus dem Meer geholt.
Die im weiten Rund in der Bucht ausgelegten Netze wurden von einigen Booten gezogen.
Langsam bewegten sie sich landwärts dichter aufeinander zu.
Dann nahmen einige Männer vom Land aus das Netz aus den Wellen und zogen es nach und nach den Strand hinauf.
Schließlich gab es für den zu erhoffenden Fang kein Entrinnen mehr.
Haschende Hände halfen die Beute aus den Falten des nun ganz über den Strand gezogenen Netzes zu nehmen.
Kinder des Dorfes fanden derweil Seesterne, Krabben und anderes Meeresgetier in den Maschen.
Gegen sieben Uhr lagen alle zum Verkauf geeigneten Fische in einem dieser buntbestrichenen Boote.
Wenig später wurde das Netz zum Trocknen, Säubern und auch zum Ausbessern auf dem weißen Sand ausgebreitet.
Nahezu alle Elemente einer karibischen Inselwelt konnte ich hier im Dorf an der Bucht wiederfinden.
Palmenstrand, Fischerboote, typische Häuser, Wellblechhütten, und die ganze auf der Insel heimische Flora -
wenn auch etwas gebändigt. Deshalb hatte ich mich hier eingemietet.
Der Weg vor meinem Haus in Richtung Dorf gabelte sich vor dem Marigot, einer tropischen Flußschwinde,
einem unmittelbar vor dem Meer versickernden Flußarm. Rechts führte der Weg zum Meer,
links über eine alte Steinbrücke ins Dorf.
Hier fand ich einen großen Teil meiner Motive, indem ich rund um das Marigot - meinem "Dorfteich" - malte.
So war ich oft mal auf der einen, mal auf der anderen Seite des Wassers vor meiner Staffelei anzutreffen.
Dort das offene Meer, hier das kleine umschlossene Wasser.
In ihm spiegelte sich alles, was sich im Meer nicht spiegeln konnte: Bäume, Häuser, Telegrafenmasten,
ja auch Himmel mit Wolken. Und wenn ich wollte, ich mich selbst.
An einem warmen Februartag unternahm ich einen Insel-Ausflug, von dem ich erst spät zurückkehren sollte.
Es war zu einer jener märchenhaften Morgenstunden, als ich mit dem Fischer Josas hinausfuhr.
Da ich ständig auf dem Land war, machte mir das Schaukeln auf der See ordentlich zu schaffen.
Das so typische viereckige Segel trug uns weit hinaus. Es war unendlich still.
Unser Ziel war die Schwarze Bucht, die zu Fuß fast unerreichbar war.
Längst hinter der Großen Gold-Bucht taten sich düstere Berge auf, die mir einen Schauer einflößten,
obwohl die Sonne ihr honiggelbes Licht darübergoß.
Zwischen dieser steilen Berggruppe gab es Einmündungen, die ebenso schroff und abweisend auf das kleine Boot sahen.
Nun schienen auch die Wellen etwas kürzer und dafür höher zu werden, als hätten sie auf die Enge zwischen den Felswänden geantwortet.
Doch bald öffnete sich der Schlund der hohen Wände und ließ uns in eine verträumte kleine Bucht einlaufen.
Die Hänge der eben noch abweisenden Berge waren von Tausenden Blumen,
Bäumen mit orangefarbenen Trompetenblüten, riesigen Brotfruchtbäumen und zahllosen anderen tropischen Gewächsen bestanden.
Am Strand wogen sich schlanke Kokospalmen im leichten warmen Morgenwind.
In der Mitte der Bucht stand, geschützt unter Palmen, ein blaugelbes Haus.
Josas war hier nicht unbekannt. Braune Männer halfen das Boot auf den weißen Sand zu ziehen.
Sie begleiteten uns auf einem Pfad durch Gärten voller Blumen bis an einen Süßwasserarm, der kurz vor dem Meer im Boden zu versinken schien.
Da waren alte Holzhäuser unter hohen Bäumen. Josas ging mit den anderen in eines dieser Häuser hinein, während ich mir selbst überlassen blieb.
Jenes schöne Haus, das allein unter Palmen am Meer stand, es zog mich an, wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt.
Plötzlich stand ich davor und konnte nicht zurück, denn eine junge Frau sah mich halb freundlich, halb fragend an.
Deshalb sagte ich nur, das ich dieses Haus wunderschön fände und auch den Garten, die Palmen und natürlich das Meer.
Am liebsten, so fügte ich dem hinzu, würde ich hier ein Bild malen.
Die dunkle Frau verschwand und tauchte im Garten zwischen Bananenstauden und blutroten Blattpflanzen wieder auf.
Sie winkte mich heran. Wir erreichten die sonnengeschützte Terrasse, die über diesen Tropengarten zu wachen schien.
Unter dem Überdach saß eine andere Frau. Sie sah mir, in einem hochlehnigen Armstuhl sitzend, mit entspanntem Blick gelassen entgegen.
,Die Schwarze Königin', wurde mir zugeraunt. Um mich herum schien die Welt in Vergessenheit zu versinken.
Mit ruhigen schönen Augen sah sie mich an. Sie trug ein ungewöhnlich fantasievolles Kleid,
oder war es die Robe einer Königin? Ja, sie war die ,Schwarze Königin'.
Sie wollte meinen Namen wissen. Sie sagte, sie sei Suzana und dies ist Myrla.
Ich möge nun gern meine Malsachen herbeischaffen und, wenn ich es wolle, sie und Myrla im Hausinnern malen.
Am Boot erwartete mich Josas. Scheinbar ohne Überraschung nahm er auf, daß ich nun meine Kiste und
die anderen Utensilien brauchte, um bei den beiden Frauen im blaugelben Haus zu malen.
Josas und ich schoben das Boot ins klare Wasser, er sprang hinein und schwang sein Paddel.
Bald stand ich zwischen dem sich entfernenden Segel und meinen wartenden Sachen am Strand.
Ich genoß diesen Augenblick, wie eine Zeit ohne Anfang und ohne Ende.
Erst brachte ich die Staffelei mit dem Malgrund und dann die Kiste hinüber zum Haus.
Als ich eintrat, saßen beide Frauen am weitgeöffneten Fenster, das den Blick übers Meer freigab.
Sie mußten die Abfahrt des Bootes und auch mein Verharren beobachtet haben.
Sie sprachen leise in einer mir fremden Sprache. Das Halbdunkel verlieh dem Raum eine geheimnisvolle Atmosphäre.
Durch die große Fensteröffnung floß das gelbe Licht und unterteilte den Raum in helle und dunkle Rechtecke.
Suzana und Myrla gaben sich ganz ihrem Zwiegespräch wie auch den über sie und alle Gegenstände gleitenden Blicken hin.
Langsam füllten Farben und Formen das matte Weiß meiner Leinwand. Raumteile,
ja selbst die Wesen beider Frauen schienen sich zu verselbständigen, um Partikel ihres Seins
an das Bildhafte dieser Augenblicke abgeben zu wollen.
Wären nicht Licht- und Schattenflecken langsam schräger und länger geworden, ich hätte gelaubt, die Zeit wäre stehengeblieben.
Wie lange würde es dauern, bis Josas wiederkommen würde? Die Uhren gehen anders hier.
Vielleicht morgen, vielleicht würde es länger dauern. So dachte ich und kostete von einer fremden Welt.
Ich war zu Gast bei gebratenem Fisch, kristallklarem Wasser und duftendem Brot.
Mir unbekannte Gewürze in den Speisen und exotische Früchte in einer verzierten Schüssel.
In Flakons geheimnisvolle Essenzen, in kleinen Schalen schwere wohlschmeckende Saucen.
Aus dem Garten köstliche Salate. Ich, der Beschenkte, genoß bei alledem wie ein Gebender.
Eine seltsame Lebensfreude kroch in mir bis an den Hals.
Die schöne schwarze Frau schnitt eine Frucht in zwei Teile, als wäre es eine überlieferte kultische Handlung.
Ihre offene, die halbe Frucht mir darbietende Hand, war in ihrer Innenfläche weiß wie meine Hand.
War dies eine Geste an den weißen Gast?
Vom Strand drangen zu späterer Stunde Klänge herüber, die von einem Xylophon hätten herrühren können.
Dazu mischten sich gedämpfte Trommeln und hochkehliger Gesang von Männerstimmen, leise, in rhythmisch abgebrochenen Sätzen.
Die Musik war einmal deutlicher zu hören, dann wurde sie wieder völlig vom Wind verschluckt.
Dazu raschelten die Palmenblätter vor dem offenen Fenster wie Blechbesen - im gleichen Takt.
Das Bildnis der Königin, eines winzigen aber dennoch überall lebendigen Inselreichs, war entstanden.
Der Beginn meiner Inselzeit schien lange schon zurückzuliegen.
Die Rückreise nach Europa war wie ein Dunst in weiter Ferne.
Von der Schwarzen Bucht hatte Josas mich vor Tagen zurückgeholt.
Das Leben in der kleinen Bucht von Anse d'Argent verlief im Grunde ohne Aufregungen.
Auch ich führte es schon wie die Einheimischen; ich lebte in den Tag hinein.
Die Versorgung meines leiblichen Wohls hatte ich anfangs über gewisse Zeiträume geplant.
Jetzt war ich bereits bei weniger als einem Tag angelangt. Der Mensch sucht das Kontinuum.
Ich hatte es gefunden.
Auf einmal war ich sicher, daß wir uns alle dieser wunderbaren Philosophie des "In-den-Tag-hinein-lebens" ergeben sollten.
Wenn wir uns nur einiger Sorgen, die außerhalb dieser "kleinen Welt" noch sind, entledigen könnten.
Was bliebe da übrig? Nichts. Außer Leben in den Tag, Malerei - oder einfach Sinn für die
Schönheit des Seins, der Natur und unser ureigenes Empfinden.
So leben wir in diesen Tag!
Mehrfach zog es mich in das Innere der Insel, wo ich noch ausgeprägten tropischen Charakter vorfand.
Hier schien über allem ein melancholischer Hauch der Vergessenheit zu liegen.
Verlassene Hütten, verwilderte Gärten, ja selbst kleine Zuckerfabriken aus der Kolonialzeit sah ich zerfallen und überwuchert dahindämmern.
Ausgedehnte Bananenplantagen und Zuckerrohrfelder waren menschenleer.
Die schmalsten Teerstraßen, die da und dort in Schotterwege übergingen, führten mich immer tiefer in undurchdringliche Dschungel
mit riesenwüchsigen Farnen, Schachtelhalmbäumen und Bambusgewächsen.
Aus höchsten Höhen dicht herabhängende Lianen gaben diesem tropischen Wald ein geheimnisvolles Gepräge.
Doch dann üppige Gärten mit leuchtenden Blumen. Unter gewaltigen Bäumen standen kleine Holzhäuser.
Weite Blicke über typisch insulare Landschaft - kegelförmige Berge und robinsonadische Talmulden -
zum großen Vulkan bis hinüber zum endlos schimmernden Meer.
Das Vulkanmassiv war gewöhnlich von düsteren Wolken umgeben.
Lösten sie sich durch starke atlantische Winde, jagten sie über die grüne Insel, um,
gewissermaßen aus heiterem Himmel, das Land urplötzlich mit warmen Regenmengen zu überschütten.
Oftmals war ein solches Ereignis nur von kurzer Dauer.
Dann zog die Sonne kräftig Wasser und hüllte das Land in eine feuchtwarme Luft.
In den karibischen Wintermonaten gingen diese sintflutartigen Sommerregen, begleitet von heftigen Winden, vor allem nachts nieder.
Als ich anfangs in der Gartenhütte nächtigte, schlugen die melonengroßen Früchte der hohen Brotfruchtbäume dumpf aufs Wellblechdach.
Nur Kokosnüsse waren schlagkräftiger.
Weiße Traumstrände betrat ich, zerklüftete Atlantikküsten und wildromantisches Innenland.
Hier im Dorf fand mein Malerauge Facetten einer tropischen Welt; von allem etwas, was wir "Karibik" nennen.
Mein Auge spürte das Entschwinden großartiger Werte. In dieser Wirklichkeit gab es nicht mehr viel von alledem.
Doch es fand verschwommene Zeichen, Spuren.
Waren es die Palmen, die bunten Fischerboote, die schönen braunen Menschen? Oder die einfache Lebensart,
die exotischen Laute und Gerüche, die Gärten, der schwarze Sternenhimmel?
Wenn ich das in meinen Bildern glücklich zusammenfügen könnte, würde einmal Gewesenes und noch zu Erhoffendes sich vereinen.
Dieses Suchen und Finden konnte mich am Hiersein erfreuen und es gab mir fürs Hier und Sein einen Sinn.
Begegnungen mit Menschen auf der Antillen-Insel waren geprägt von ein wenig Wehmut und viel Heiterkeit.
Da waren die Dorfbewohner, die Weißen, die hier überwinterten, auch Besucher,
die auf Segelschiffen in der Karibik kreuzten und in der verschwiegenen Bucht vor Anker gingen.
Einer der Dorfbewohner, ein älterer Mann und doch ein Kind, ein Mensch, der Afrika und
Europa in sich trägt, ein Mann der Antillen - Gerard Paspeutetre - ein Philosoph.
Wie oft saß er neben mir, wenn ich malte. Er gab mir Inspiration. Er meinte, es sei das Meer.
Ich begann seine bildhafte Sprache zu begreifen. Er rauchte von seinen Beigemischten weniger als sonst, seine Augen wurden klar.
Doch als die Zeit des Malens beendet war, veränderte er sich. Er erschien mir wirr, unverständlich.
Ich fragte, warum? "Als du maltest, sah ich mit deinen Augen."
Dabei sog er tief und zischelnd an seiner Zigarette. "Nun muß ich wieder mit meinen Augen sehen . . ."
Eine Wehmut ergriff mich, während er weit über die See hinausblickte.
Der Weg zum Vulkan lag vor meinem Haus. Es war mein täglicher Weg.
Das Meer, dahinter die die Bucht umschließenden Berge mit dem Vulkan "I".
Palmen und hohe Bäume, deren fleischige Blätter sich langsam feuerrot verfärbten.
Ich erlebte ständigen Frühling, Sommer und Herbst im Winter.
Die immer gleichbleibenden warmen Temperaturen, die ständig über die Insellandschaft wehenden Winde,
machten die Zeit angenehm und unbeschwert.
Tausend Vogelstimmen, der ewige Wellenschlag, die klare fächelnde Luft ließen mich zurücklehnen und diesen Weg genießen.
Die frühen blutroten Abende der Karibischen See, die lauen sternenklaren Nächte -
sie machten sehnsüchtig nach den Urwünschen des Lebens.
Der Weg zum Vulkan wurde zum Weg in jeden Tag einer erfüllten Zeit.
Auf dem Kalender wurde es Frühling.
Hier war es sommerlich, nun noch viel sommerlicher.
Das Meer war warm und weich. Ich konnte es fühlen, schmecken, es umfing mich.
Ich werde es vermissen.
Schon am ersten Tag auf der Insel hatte ich ein eigentümliches Geschmackserlebnis.
Es lag in der Luft, strömte aus von den Pflanzen und es war besonders deutlich im Brot zu finden.
Ich werde diesen Geschmack vermissen.
Der Abschied von der Karibik war überstürzt.
Zurück blieb eine Zeit tausendfältiger Eindrücke und ein Teil meinerselbst.
Es war die Insel der Blumen und die Insel der Wiederkehr, die mich für einen Abschnitt meines Lebens gefangenhielt.
Ich werde sie vermissen.
Dann wurde das Hier zum Dort. Meine Gedanken an hier wurden Gedanken an dort.
So hatte es begonnen und so wird es niemals enden.
Foto Gietz, Martinique 1989
Rüdiger Moegelin
am 30. 6. 1942 in Berlin geboren.
Mal-Aufenthalte mit nachfolgenden Einzel-Ausstellungen:
Sylt, Lipperland (Ländliche Impressionen], Toskana, Provence, Samos, Paris, Andalusien (Südliche Inspirationen), Elba (Elba-Variationen), Berlin (Berliner Ansichten), Tessin (Ticino Vivace/Vor dem Motiv), Martinique (Karibik).
Weitere Einzel- und Gemeinschafts-Ausstellungen in Berlin, Hamburg, Detmold, Ulm, Baden-Baden, Neckargemünd, Ettlingen.
Die Bilder
1 "Schwarze Königin" (Umschlag) 74 x 54 cm, öl auf Holz,
Fensterladen aus Anse d'Arlet, Martinique
2 "Vier Fische vom Fischer Desire" 80 x 90 cm, öl auf Lwd.
3 "Boote am Meer" 100 x 90 cm, öl auf Lwd.
4 "Das blaugelbe Haus" 52 x 39 cm, öl auf Holz
5 "Chez Desert in Anse d'Argent" 90 x 80 cm, öl auf Lwd.
6 "Im Dorf" 90 x 100 cm, öl auf Lwd.
7 "Bildnis Jose Louis" 52 x 42 cm, öl auf Holz
8 "Vulkan I mit Gartentor" 50 x 50 cm, öl auf Lwd.
9 "Brotbaumfrucht, alter Stuhl und Meeresschnecke"
50 x 50 cm, öl auf Lwd.
10 "Dr. Pierre chez Jeannot" 51 x51 cm, öl auf Holz
11 "Karibisch" 120 x 140 cm, öl auf Lwd.
12 "CaraTbiene" 90 x 80 cm, öl auf Lwd.
13 "Fisch-Komposition" 100 x 100 cm, öl auf Lwd.
14 "Der große Fang" 120 x 130 cm, öl auf Lwd.
15 "Marigot" 70 x 70 cm, öl auf Lwd.
16 "Am Strand" 100 x 90 cm, öl auf Lwd.
17 "Haus am Meer" 120 x 140 cm, öl auf Lwd.
18 "Suzana und Myrla" 120 x 140 cm, öl auf Lwd.
19 "La Reine Noire" 90 x 80 cm, öl auf Lwd.
20 "Sharon" 90 x 80 cm, öl auf Lwd.
21 "Garten auf Martinique" 100 x 90 cm, öl auf Lwd.
22 "Der Fisch von Justin" 80 x 90 cm, öl auf Holz,
Lamelle einer alten Jalousie von Martinique
23 "Bei Gerard Paspeutetre Delbois" 100 x 90 cm, öl auf Lwd.
24 "Der Weg zum Vulkan" 90 x 100 cm, öl auf Lwd.
25 "An der Karibischen See" 90 x 80 cm, öl auf Lwd.
Satz und Druck
Enka-Druck GmbH, Berlin 41
Lithografie
Reprogesellschaft Lutz Wahl mbH, Berlin 61
Bildaufnahmen
FTB Fritsch + Tschink GmbH, Berlin 42