Rüdiger Moegelin
mediterran
Skizzenbuch Mallorca 1994
Dieses frenetische "ich liebe dich,
ich liebe dich - Mallorca", das ich bei der Ankunft
aus meinem Innern herauszuhören meinte,
ist längst einem verhaltenen Ton gewichen,
in dem die alte Frage
nach dem mediterranen Empfinden liegt.
Der verhangene dritte Tag auf der Insel
läßt mich ganz allein mit mir selbst
in einer Felsenbucht bei Camp de Mar sein.
Erste Unwegsamkeiten sind genommen,
und ein Quartier auf nahezu unbegrenzte Zeit
werde ich morgen in San Telmo
beziehen können.
So gehe ich weit zurück, in mir
und der Menschheit, um das mediterrane
Lebensgefühl, ja das mediterrane Sein,
für mich zu entdecken.
So vieles ist geblieben und es wird vieles
wohl noch lange überdauern,
das im Wesen dieses bezaubernden Wortes
zu liegen scheint.
Nun bin ich hier, um Facetten südlichen Landes
und Lebens aufzunehmen - und in mir noch
völlig unbekannter Weise bildnerisch auszudrücken,
sie zu reflektieren.
Gerne liege ich in den wärmenden Steinen
und verträume die Zeit.
Während die Wellen
mir leis von Unendlichem
erzählen.
Und die auf den Fels
hinaufgekletterten Pinien
in den Himmel weisen.
Längst sind diesen ersten aufgeschriebenen
Gedanken malerische Gedanken vorausgeeilt,
doch sie habe ich nicht festhalten können,
bewußt auch, weil ich zunächst einen Ort
innerer Ruhe, den ich gerne "Calma" nennen möchte,
mir eigen gemacht haben muß.
Nichts ist losgelöst vom ureignen Empfinden,
nichts kann ein ganzes Neues werden,
wenn das Gefühl um das Selbst nicht mit dem Gefühl
für das weltliche Zuhause übereinstimmt.
Gute Empfindungen auf bevorstehende Zeiten
lassen mich diese Augenblicke in der Bucht bei
Camp de Mar verhalten freudig aufnehmen,
und in ihnen liegt der Keim eines glückvollen Werdens
Legen wir Geheimnisse in die Dinge.
Oder anders ausgedrückt -
geben wir den Geheimnissen Rituale,
um uns ihnen zuzuwenden.
Ein dunstkühler Tag am Meer vertockt und
verlockt auch nicht zum ersten Bade.
Die fehlende Babehose und das nicht
mitgebrachte Badetuch mögen zögerlich machen.
Vielmehr noch der glutrote Rücken von einer
unbedachten Radfahrt in gnadenloser
Mittagshitze.
Oder sind es die zahllosen Steine und die
bizarren Felsen im Meer, die der Einladung
des anderen Elements Bedenken aufgeben?
Doch nun wag ich's, trotz allem.
Und laß es eine Taufe sein
der angebrochenen Zeit.
Meine eigne Taufe für das Jetzt.
Denn hocke ich hier auf diesem Stein und denke,
scheidet sich an meinem Ich und dem Hier
Vergangenes und Kommendes in seltsam
eindringlicher Weise.
So verbinde ich die Seele mit dem Körper
in jenem Element, dem wir, wie man sagt, alle
entstammen.
Sicher bin ich mir dessen nicht so ganz,
doch es zu erfahren würden unvorstellbar viele
Leben nicht reichen.
Und so geb ich mich hin und mag geläutert sein
nach dieser Taufe, wofür ich zu viele Worte
schon fand...
(Sie, die Taufe, tat unsagbar gut.)
Finderlohn.
Außer einem Portemonaie, das ich als Kind
auf der Straße fand, und in dem nicht einmal Geld
zu finden war, glaubte ich, im späteren Leben
nichts wesentliches mehr gefunden zu haben.
Und ein Finderlohn war damals für eine leere
Geldbörse ebenso wenig wie heute zu erwarten.
Doch während des Findens "besonderer" Steine
und Strandgutartigem wird man mit kleinen
Freuden belohnt.
Und wenn ich Zeit für etwas finde, werde ich in
anderer Weise belohnt.
Finden lohnt sich - finde ich.
Daher werde ich mich in meinen mediterranen
Schwärmereien dem Finden hingeben und -
bildhaft gesagt - entsprechenden Finder-Lohn
erwarten dürfen..."
Eine faszinierende Lektüre, die sich im
mediterranen Raum bewegt, war für mich das eine
oder andere Buch von Francoise Sagan.
Und Picasso ist nach meinem Empfinden
der mediterrane Mensch schlechthin.
Gern verweile ich bei Malern; so ist mir Cezanne
ebenso ein mediterraner Mensch, doch verkörpert
er scheinbar nicht so sehr die dionysische,
viel mehr dielapollinische Komponente, falls es die
in diesem Zusammenhang überhaupt gibt.
Mein erster Tag in San Telmo ist ein Tag, der mit
der Hitze, die über allem liegt, auch mich
irgendwie zum Kochen bringt.
Es gilt die Sehnsucht nach Hause, auch Heimweh
genannt, zu kompensieren, nicht zu überwinden,
vielmehr sie in eine starke Hier-Stimmung
zu wandeln.
Doch der 1. Juni brachte für die Menschen in
San Telmo noch etwas:
Die scheinbar unbedeutende Rauchwolke, die im
Laufe des Tages gesichtet wurde, aus ihr wurde
am Abend und in die Nacht hinein ein Waldbrand.
Während der Flamenco die Menschen begeistern sollte,
waren doch alle vom großen Feuer fasziniert.
Man machte Scherze, man lachte, war über die
außergewöhnliche Abwechslung scheinbar höchst
erfreut.
Zwischen Griechenland und Spanien sind Waldbrände
an der "Tagesordnung"..., allein weil die Menschen,
wie man immer wieder hört,
recht bedenkenlos mit dem Feuer umgehen.
Und nun die Vernichtung, die Antwort auf diese
menschliche Arroganz und Dummheit, heute und hier,
hautnah.
Ein Schauspiel mehr, als wirkliches Verstehen.
Doch sind Schauspiele nicht auch da,
die Hintergründe zu begreifen?
Die archaischen Strukturen mediterranen Lebens
machen deutlich, daß so menschliches Sein
sich ausdrückt.
Die Ur-Vermischung von Anfang und Ende
scheint in allem zu wohnen, nimmt auch mich auf
und läßt mich verfangen sein
im unendlichen Kreislauf, in deren Mitte
das apokalyptische Nichts lauert.
Eine Fahrt, die mich am heutigen Morgen
nach Porto d'Andraixt führt, läßt mich auch um das
Ausmaß des Waldbrandes erfahren. Der schöne Ort
S'Arraco' ist von schwelenden Brandherden umzingelt.
Durch die Täler ziehen sich diese Brandstellen bis
oberhalb von Porto d'Andraixt. Dort brennt nur
eine Talsenke dahinter eine riesige Müllkippe.
Die ersten Villen in der Höhe sind in Gefahr.
Um S'Arraco' herum jedenfalls wurden bereits einige
Landhäuser Flammenopfer. Sagt man.
Zurück in San Telmo befasse ich mich wieder mit mir
selbst. So gerate ich auf eine Meeresterrasse, Dach
eines verwaisten Restaurants.
Es gibt natürlich unendlich vieles, daß hier malerisch
eingefangen werden könnte. Doch meine Intentionen
haben sich völlig verlagert.
In diesem Reise-Buch aber finden einige Beobachtungen
ihren Niederschlag, nicht mehr wohl - auch nicht mehr
gewollt - malerisch.
Nicht nur die brennende und alles bratende, nein,
sie ist die brutale Sonne!
Nirgendwann und nirgendwo früher habe ich diesen
so vernichtenden Aspekt unseres Lebenspenders
erfahren.
Gnadenlos brennt sie nieder, brennt sie alles nieder,
was sich ihr in den Weg stellt.
Finde ich Schutz vor ihrer Kraft und Gewalt, bin ich allein
im abgedunkelten Zimmer. Gebe^zu, Flucht ergriffen
zu haben, vor ihr, das erste Mal in meinem Leben.
Niemals ist mir deutlicher vor Augen getreten,
weshalb die Ägypter die Sonne als Gottheit verehrten,
die gnadenvolle und so gnadenlose Sonne
zu ihrem Gott machten.
War mir bislang das Sonnensymbol ein Zeichen von
Heiterkeit und Lebensfreude, so ist es mir ab jetzt
mit der hier herrschenden mediterranen Sonne
ein Symbol von Leben und Tod.
Noch vor Stunden meinte ich , daß sie kraftvoll,
lebenspendend sei und "potent" mache, nun aber
glaube ich zu wissen, daß sie uns in unsre
erbärmliche Schranken verweist, daß wir genau mit
jenem göttlichen Maß umzugehen haben, das die Natur
zwischen "Plus Null" und "Minus Null" uns zuweist.
Die wohl schönsten Stunden im mediterranen Raum
sind die Abende. Sie sind lau, anschmiegsam
und heiter.
Als ich an diesem Abend das Quartier verlasse, um mir
ein kleines Restaurant zu suchen, ist der Himmel blutrot
und das Meer hat das Rot selbst aufgenommen und
bildet einen Spiegel des Himmels.
Die gegenüberliegende Insel Dragonera scheint in ein
tiefes Blau getaucht zu sein, einer Farbe, die sie
ansonsten keinesfalls aufweist.
Es mag aber auch sein, daß das, Blau des Himmels
und des Meeres sich festhält im Felsgebilde Dragoneras,
um es nicht zu verlieren und es am neuen Tag wieder
ganz und gar erstrahlen zu lassen - im Himmel und
im Spiegel des Himmels, im Meer.
Am Strand.
Das Strandleben
hat eine vollkommen
eigene Art, scheint
eine Welt für sich zu sein.
Zunächst die Akustik.
Liegt man, hört man kaum
etwas von "draußen von
der Unendlichkeit des
Meeres und des Windes.
Hebt man den Kopf,
ist plötzlich alles
wieder da - diese
Weite, diese
Unendlichkeit,
die anderen
Menschen. Der
Strand scheint
mir wie eine Bühne.
Die Menschen treten
auf, handeln ihre Rolle
ab, gut oder schlecht,
egal, und gehen wieder. Die Bühne bleibt - auch des nachts.
Wie gerne möchte man mann die Bühne für sich allein haben,
zu zweit vielleicht. Schreien, lieben, mit dem Meer, mit der Nacht,
mit der Natur eins werden.
Der Strand ist faßbar - sein Sand läßt sich wie die Zeit
durch die Finger laufen.
Seine Vereinigung mit dem Meer macht aus Spuren im Sand Veränglichkeit.
Steine oder Sand - sie führen hier ein Eigenleben,
an dem man teilhaben kann - einen Augenblick.
Inzwischen ist eine wunderschöne Segelyacht
in die Bucht von San Telmo eingelaufen.
Fast zeitgleich mit ihr macht jetzt auch
eine moderne Motoryacht aufmerksam
auf sich...
Des Königs Yacht.
Ein Räuspern geht durch die Bucht - die weiße Yacht
mit dem Hubschrauber auf dem Achterdeck -
das ist Yacht des Königs von Spanien...
Viel später, als ich mein Mittagessen zu mir nehme,
sehe ich dieses Bild von meiner Terrasse aus.
Zwei Schnellboot - Wasserschlitten, wie ich das so
bezeichnen soll, sind schon seit geraumer Zeit rund um
die große Yacht unterwegs. Ich stelle mir vor, daß der Troß
des Königs sich mit diesen Wasserschlitten unterhält,
während auf dem Schiff klassische Weisen gespielt werden.
Dann und wann stößt ein hyperschnelles Beiboot ab
vom Mutterschiff, während die See in der Mittagsglut
glitzert.
Als ich noch an der Badebucht mit dem kleinen Traumstrand
mit all den Anderen das Bade- und Strandleben genoß,
löste sich als erster Akt, der in die Bucht eingelaufenen Yacht,
der Hubschrauber vom Achterdeck.
Yacht nebst Hubschrauber ließen uns wissen, daß wir nur
kleine Fische sind, die absolut im Trüben schwimmen.
Der Hubschrauber kehrte nach Besichtigung, sagen wir
einfach - der verbrannten Waldgebiete - zurück
auf das Achterdeck, um schon kurz darauf zu einem
erneuten Flug in die andere Richtung aufzubrechen,
vielleicht in die Gegend von Estellence, wo das meiste
verbrannte.
Jetzt gehen mir die "Troß-Wellenreiter" auf die Nerven;
mögen sie eine andere Art der Unterhaltung finden.
Derweil umturteln immer mehr so oder so auffällige
Motorboote die "Königs"-Yacht, ziehen ehrerbietig,
neugierig und sich selbst einschätzend an ihr vorüber.
Irgendwie erinnert mich plötzlich das alles entfernt an
James Bond - und es fehlte nur, daß ich an meinem
Skizzenbuch urplötzlich in Nord-Kanada weiterschreibe.
Das mediterrane Motiv.
Ohne Berücksichtigung des Landes im Mittelmeerraum,
glaube ich, gibt es immerwiederkehrende Gegenstände,
die typisch mediterran sind.
Die Architektur wird viele Maler ansprechen, die üppige
Pflanzenwelt, die heitere Landschaft, und immer wieder
das Meer.
Die Verbindung einiger Elemente in einem Bild, das Licht,
die Wärme - und zahlreiche Abstraktika, wie Sehnsucht,
nach dem Meer.der Wärme der Sonne, wie Freiheit,
eben im Süden unbeschwerter leben zu können,
das körperlich - seelische Gleichgewicht,
das im Mediterranen ganz und gar aufzugehen scheint.
Die Heiterkeit und das Licht erscheinen mir als
die wichtigsten Elemente, wenn es vor allem um
malerische Umsetzungen geht. Hinzu kommt -
verschieden nach Auffassung und Sehweise des Malers -
das eigentliche Motiv.
Eingeständnisse
Die Liebe zu südlichen Ländern prägt mein Leben
in deutlichen Zeichen.
Lange vor der Zeit der Malerei waren Aufenthalte
in Italien, die ich schon als Kind erleben konnte,
und die meine Sehnsucht zum Süden
immer wieder nährten.
Nun scheint sich das Empfinden, vielleicht hier
auf Mallorca, zu wandeln.
Denn es ist, verbunden mit meinem malerischen Tun,
nicht leicht, mit der gnadenlosen Hitze zurechtzukommen,
was noch vor wenigen Jahren keine Frage für mich war.
Kann ich aber so über das mir selbst gestellte Thema
"mediterran" nachdenken?
Und kann ich in dieser Welt malen?
Ja, ich werde über diese Welt, die mich so viele Jahre
meines Lebens faszinierte, nachdenken und schreiben
können, doch werde ich wohl nicht mehr in heißer
sommerlicher Zeit in einem mediterranen Land verweilen
und malen wollen.
So ist kein ernsthaftes Entsetzen in mir, dies zu erkennen,
auch wenn es sich wohl unmißverständlich
auf mein Ältergewordensein bezieht.
Denn immer werde ich südliches Land lieben,
südländische Lebensart als einen Teil meines Seins
begreifen, und immer wird es mich aufs Neue
mit Pinsel und Farbe südwärts ziehen.
Mein Blick übers Meer auf Dragonera.
Die Skizzenauch der vorigen Seiten deuten den Blick an,
den ich von meiner Terrasse in San Telmo habe.
Warm, sehr warm, war es in der vergangenen Nacht,
und möglicherweise war es eine Mücke, der das
Entstehen des Nachtmotivs zu verdanken ist.
Die andere Farbskizze entstand an einem sehr frühen
Morgen, der, wie viele Morgen, noch etwas verhangen war,
doch schon von seiner werdenden Schönheit und Wärme
erzählen konnte.
Ein Finca-Traum.
"Ca'n Bet" - ein Landhaus bei S'Arraco'.
Heute ist ein etwas kühlerer Tag. Leichte Nordwestwinde
lassen die Sonne, die jetzt so hilfreich wäre zum Malen,
nur sehr schwer durch.
Nun bin ich aber hier,'dank des Herbringens einer
ganz lieben jungen Frau aus Berlin; Namen und Adressen
werden wir noch tauschen.
Ihre ganze fünfköpfige Familie war gestern mit mir
auf Ca'n Bet gewesen, und wir waren alle miteinander
begeistert von der ganzen Lage und vom Haus
mit seinem besonderen Reiz und mit seinem recht
üppigen Garten, bestanden mit Zypressen und Obstbäumen
und anderem Holz- und Strauchwerk, die wir Nordleute
gar nicht so recht kennen.
Ja, nun sitze ich hier, warte ein wenig auf Sonne und
Eingebung, denn ich habe reichlich zu verarbeitendes
Material dabei.
Die ersten Skizzen und Gouachen sind gemacht.
Ich wechsle zwischen Skizzenbuch und Malblock
und wandere von Blickpunkt zu Blickpunkt.
Dennoch bin ich innerlich etwas uneins, weil die
Vorbeikommenden ja nicht wissen, daß ich mich hier
aufhalten darf. Daran muß ich jetzt auch noch arbeiten
- ich darf hier sein ...
Ein Traum
mal träumen,
nur so zum Träumen.
Das Land mit den Zypressen
lieben
von saftgen Früchten nehmen,
eins sein
für Augenblicke nur.
Eins sein
mit dem kleinen Haus
und seinem Garten,
und seinem Land
mit den nahen Bergen.
Seinen Düften, seinen Farben,
seinen Tönen rundumher.
Seinen südlichem Licht,
dem Wind, dem hohen Blau,
und ach so vielem mehr.
Nur so zum Träumen,
für Augenblicke nur.
Bald muß ich Abschied nehmen von der kleinen
schönen Finca.
So sitze ich auf einem Sims unter der romantischen
Außendusche und genieße den Blick
in den hinteren Bereich mit der oberen Terrasse
und der unteren, die den Blick - nicht für mich
in diesem Moment - zum Nachbarhaus mit dem
blauen Baum freigibt.
Ein wenig mag ich noch verweilen, doch schon
zieht es mich spürbar zurück in meine gewohnte Welt,
die für kurze Zeit mein Appartement ist - dann aber
bald mein Zuhause, mein kleines Haus,
in Berlin.
Fand ich heraus, was mediterran ist?
Ist es wichtig, es zu wissen?
Sicher ist wohl, daß es etwas ist, das uns bewegt,
im Innern und im Äußeren, das uns neugierig macht,
uns es zu erfahren drängt.
Uns mitreißt, in Höhen, aber auch Tiefen
menschlichen Seins.
Doch am Ende - und darin mag die Erklärung
zu finden sein - archaisches Leben spiegelt,
Fragen nicht mehr stellt,
Antworten nie gegeben werden.
So wird Einsicht zur Aussicht auf viel mehr,
und Zweifel nur Verzweiflung nährt.
Mediterran ist blaues Ja,
graues Nein überdeckend.
Sich dem entziehen zu wollen wäre Selbstverleugnung.
Wer geht, schließt es ein in sich, nein,
ist selbst eingeschlossen
in die mediterrane Zauberwelt, wird nie losgelassen.
Geht nur auf Zeit, weil Zeit ohne Begriff bleibt,
und wir verschmolzen sind in alle Zeiten.
Von Zeit zu Zeit
geht man eben doch,
weil eine Zeit
ein Ende nimmt.
Im Enden
Zeit zu Finden:
was gewesen,
zu ermessen,
was erhofft,
zu trösten,
was ersonnen,
unbegonnen,
für eine neue Zeit
sich finden wird.
San Telmo
10. Juni 1994
Rüdiger Moegelin
Am 30.6.1942 in Berlin geboren.
1958 - 60 Besuch der Heinrich-Zemack-Schule für angewandte und
freie Künste in Berlin.
1960 - 63 Lehre zum Tiefdruckretuscheur bei Ullstein.
Ab 1963 Berufspraxis in Lausanne, Köln, Konstanz und Berlin,
sowie Studienjahre an der Staatlichen Akademie für Grafik,
Druck und Werbung, Berlin.
1970 - 82 in der Werbung tätig.
1982 Beginn der freien Malerei.
Der Autor begibt sich auf zahlreiche ausgedehnte Reisen,
auf denen er sich sowohl der Plain-air-Malerei zuwendet, als
auch der Herstellung von Skizzenbüchern.
Seine Reisen führen ihn in die großen europäischen Landschaften
wie die Toskana, die Procence oder Andalusien.
Die Affinität zum Mediterranen ist ihm, wie auch im vorliegenden
Bildband ersichtlich, ein seelisches Anliegen.
Neben mediterranen Zielen wie Samos oder Elba, zog es
Rüdiger Moegelin auch in die Karibik, wo er dem Zauber
der exotischen und ursprünglichen Lebensform verfällt.
Dennoch sind ihm die nördlichen und heimischen Regionen
wichtig iund wesensnah - Sylt, das Lipperland, nach der
Wiedervereinigung die Mark Brandenburg und die
Ostseeinseln Rügen und Hiddensee ließen ihn ins Schwärmen geraten.
Viel lyrisch Aufgeschriebenes und Gemaltes harrt seiner Umsetzung
in Bildbände der vorliegenden Art.